AN-RS-048
2025-06
Phosphat-Speziation mittels Raman-Spektroskopie
Eine einfachere Alternative zu nasschemischen Analysemethoden
Zusammenfassung
Phosphate sind ein wesentlicher Bestandteil zahlreicher industrieller Prozesse, von der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion bis hin zur Wasseraufbereitung und Pharmazeutika. Die Fähigkeit, die Umwandlung verschiedener Phosphatarten – wie Phosphorsäure (H₃PO₄), Dihydrogenphosphat (H₂PO₄⁻), Hydrogenphosphat (HPO₄²⁻) und Phosphat (PO₄³⁻) – genau zu identifizieren und zu überwachen, ist für die Optimierung dieser Prozesse und die Gewährleistung der Einhaltung gesetzlicher Standards von entscheidender Bedeutung. Jede Phosphationenart weist einzigartige chemische Eigenschaften und Verhaltensweisen auf, die ihre Reaktivität, Löslichkeit, Reaktion auf Anregung und Rolle in industriellen Anwendungen beeinflussen.
Diese Application Note demonstriert die Fähigkeit des tragbaren Raman-Spektrometers MIRA XTR von Metrohm, Phosphationen zu spezifizieren.
Einführung
Die Raman-Spektroskopie ermöglicht eine berührungslose Echtzeitüberwachung komplexer chemischer Systeme. Raman bietet dem Benutzer eine außergewöhnliche Probennahmefreundlichkeit und -genauigkeit, insbesondere in rauen Umgebungen wie bei der Prüfung starker Säuren. Seine hohe Spezifität und Empfindlichkeit gegenüber kleinen Strukturänderungen in einem Molekül machen es zu einem idealen, sensitiven Werkzeug für die Artbildung. Diese Anwendung beschreibt die Verwendung tragbarer Raman-Geräte zur Überwachung von Phosphatarten während einer Säure-Base-Titration [1].
Die Umwandlung von Phosphatspezies von Phosphorsäure über ihre deprotonierten Formen zum einfachen Phosphation kann mittels Raman-Spektroskopie verfolgt werden. Der Protonierungszustand von Phosphat hat erhebliche Auswirkungen auf industrielle Herstellungsprozesse und Anwendungen wie die Düngemittelanwendung, die Abwasserbehandlung und den Korrosionsschutz [2].
H3PO4 ⇌ H2PO4- + H+ pKa1 = 2,14
H2PO4- ⇌ HPO42- + H+ pKa2 = 7,20
HPO42- ⇌ PO43- + H+ pKa3 = 12,37
Durch das Verstehen und Verfolgen dieser Änderungen wird die Verwendung von Phosphaten optimiert, unerwünschte Nebenreaktionen verhindert und die Prozessstabilität aufrechterhalten.
Methode
Mithilfe der Raman-Spektroskopie wurden Phosphatspezies während der Säure-Base-Titration von Phosphorsäure direkt überwacht.
Probenvorbereitung: Eine experimentelle Lösung aus 2 % Phosphorsäure (v/v) wurde aus einer 10 %igen Phosphorsäure-Stammlösung (Sigma-Aldrich) mit deionisiertem Wasser hergestellt. Das Titriermittel war eine 5 mol/l NaOH-Lösung, die durch Verdünnen von 10 mol/l NaOH mit deionisiertem Wasser hergestellt wurde.
Ausrüstung |
---|
Titration 907 Titrando tiamo 2.5 Software 801 Rührer 800 Dosen (20 ml) |
Raman MIRA XTR mit XLWD-Linse MIRA Cal DS-Software |
Reagenzien 2%ige Phosphorsäure 5 mol/L NaOH Deionisiertes Wasser |
Messung
Ein automatischer Titrator 907 Titrando (Abbildung 1) wurde verwendet, um die 2%ige Phosphorsäure gegen standardisierte 5 mol/L NaOH-Lösungen zu titrieren. An jedem Sollwert wurde der pH-Wert der Probe gemessen und das Raman-Spektrum mit MIRA XTR (Abbildung 1).
Von der Oberfläche der Lösung wurden Raman-Daten gesammelt. Alternativ können Raman-Daten auch direkt aus der Lösung mittels Immersionsaufsatz oder durch die Glaswand des Titrationsgefäßes gewonnen werden.
Parameter | Einstellung |
---|---|
Laserleistung | 50 mW |
Integrationszeit | 30 Sekunden |
Durchschnittswerte | 3 |
Raster | AUS |
Ergebnisse
Der erste, zweite und dritte Halbäquivalenzpunkt der Phosphorsäure liegen bei etwa pH 2, pH 7 bzw. pH 12 (Abbildung 2a). Diese entsprechen weitgehend dem pKA Werte für jeden Deprotonierungsschritt von Phosphorsäure. Ebenso folgen auf den ersten und zweiten Äquivalenzpunkt bei etwa pH 4 und pH 9 eine vollständige Deprotonierung (Abbildung 2a). Die Raman-Spektren an den verschiedenen Äquivalenzpunkten zeigten deutliche Unterschiede (Abbildung 2b–d).
Abbildung 2b zeigt die Änderungen, die zwischen pH 1–5 auftreten. Der Gipfel bei 890 cm-1, verbunden mit der symmetrischen Dehnung νS(P(OH)3) von H3PO4, wechselt zu 876 cm-1, was der symmetrischen Streckung entspricht νS(P(OH)2) von H2PO4-. Der Gipfel bei 1078 cm-1, zurückzuführen auf die symmetrische Streckung vS(PO2), erhöht sich allmählich [1].
Bei der Titration von pH 5 auf 9 (Abbildung 2c), beobachtet man, dass die Peaks bei 876 und 1078 cm-1 (verbunden mit H2PO4) allmählich abnehmen, und dass ein neuer Peak bei 990 cm-1 erscheint, zurückzuführen auf die symmetrische Dehnung νS(PO3) von HPO42-. Schließlich steigt der pH-Wert von 9 auf 13 (Abbildung 2d), der 990 cm-1 Peak verschwindet allmählich, und ein neuer Peak bei 937 cm-1 entsteht, was auf den symmetrischen Streckmodus zurückzuführen ist ν1(PO4).
Diese Ergebnisse zeigen, dass sich Änderungen im Protonierungszustand von Phosphaten während Titrationsreaktionen mithilfe der Raman-Spektroskopie wirksam verfolgen lassen.
Fazit
Die Raman-Spektroskopie ermöglicht eine Echtzeitanalyse der in der Lösung vorhandenen Analytspezies und erlaubt so eine präzise Identifizierung von Phosphationen bei deren Umwandlung infolge von pH-Änderungen. Ein kleines tragbares Raman-System wie MIRA XTR ermöglicht eine schnelle und direkte Bestätigung nasschemischer Techniken wie der Titration, ohne dass Reagenzien oder eine komplexe Probenvorbereitung erforderlich sind. Darüber hinaus ermöglicht es die kontinuierliche Überwachung dynamischer Systeme, bietet detaillierte und genaue Einblicke in den Artbildungsprozess und reduziert das Potenzial für Messfehler.
Referenzen
- Lackey, H. E.; Nelson, G. L.; Lines, A. M.; et al. Reimagining PH Measurement: Utilizing Raman Spectroscopy for Enhanced Accuracy in Phosphoric Acid Systems. Anal. Chem. 2020, 92 (8), 5882–5889. DOI:10.1021/acs.analchem.9b05708
- Determination of phosphoric acid with sodium hydroxide. https://www.metrohm.com/de_de/applications/application-notes/aa-t-001-100/an-t-237.html (abgerufen am 2025-02-03).